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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Collected Essays on Drama 1889–1900
GA 29

Automated Translation

Magazin für Literatur 1898, Volume 67, 5

75. “the Unknown” (L'intruse)

Drama by Maurice Maeterlinck. German by O.E. Hartleben
Second performance of the Berliner Dramatische Gesellschaft at the Residenz-Theater, Berlin

The characterization of Maeterlinck, which I tried to give in a conference preceding the performance of "The Uninvited", can be found at the beginning of this page. I would like to describe the performance as an outstanding theatrical event. It was the third time that this peculiar little drama had been seen on a German stage. Of the first two performances I know only eyewitness accounts. According to them, I must assume that on January 23 Maeterlinck's creation had the success it deserved for the first time in Germany.

I do not need to give a synopsis of the play because it appeared in Otto Erich Hartleben's excellent translation in No. 2 of this journal. This translation is a masterly one. In French, Maeterlinck's simple, everyday sentences have the effect of announcing great things as if they were self-evident. Simple German phrases had to be found to have the same effect. Hartleben has succeeded in this.

The drama will only be effective from the stage if it succeeds in creating the religious mood that emanates from it. If I can trust my perceptions, this was the case to a high degree last Sunday.

Otto Erich Hartleben has devoted himself to rehearsing the drama with dedicated zeal. At almost every rehearsal I witnessed the effort he made to bring about a worthy performance. I was also able to observe the work of Gustav Rickelt, the director of the Residenz Theater. He responded to the character of the play with a fine understanding and sought to bring it out in the performance.

When I speak of the performance, I must first and foremost remember Hans Pagay. He played the blind grandfather. In my opinion, he portrayed the sighted blind man with the solemnity that is characteristic of this character. In important places he hit the note, which must do more here than the sound of the word. In second place, I would like to mention Josephine Sorger, who already aroused interest in the first performance of the Dramatische Gesellschaft. She played Lux in Felix Dörmann's "Ledigen Leuten" with the kind of perfection that one only finds in actors who are said to have "stage blood". This time she played Ursula, one of the sisters sitting around the table with their blind grandfather. If I had to describe Josephine Sorger's talent in one word, I think the most descriptive would be: sympathetic. There is a lot of soul in her voice. And this soul had an atmospheric effect in her portrayal of Ursula. The father and uncle were played by Gustav Rickelt and Eugen Heiske. They went to great lengths. However, it is not easy to find the tone in which the everyday personalities have to speak in this mood-heavy play.

The sultry mood expressed in the play was worked out as well as was possible with the means available. One would have to approach the matter with the most modern, most perfect 'theater apparatus. The mysterious steps of death creeping closer and closer could then act as an allusion to the deep feelings that man has in the solemn hours of the soul, in which it immerses itself in that which has never become and will never pass away, in which time and space disappear and the weaving in the imperishable gains a blissful existence.

«DER UNGEBETENE» (L’INTRUSE)

Drama von Maurice Maeterlinck. Deutsch von O.E. Hartleben
Zweite Aufführung der Berliner Dramatischen Gesellschaft im Residenz-Theater, Berlin

Die Charakteristik Maeterlincks, die ich in einer der Aufführung des «Ungebetenen» vorangehenden Conference zu geben versuchte, finden die Leser an dem Anfange des Blattes. Die Aufführung möchte ich als ein hervorragendes Theaterereignis bezeichnen. Zum dritten Male sah man das eigenartige kleine Drama auf einer deutschen Bühne. Von den zwei ersten Darstellungen kenne ich nur Berichte von Augenzeugen. Nach ihnen muß ich annehmen, daß am 23. Januar die Schöpfung Maeterlincks zum ersten Male in Deutschland den Erfolg hatte, den sie verdient.

Eine Inhaltsangabe des Stückes habe ich nicht nötig zu geben, weil es in Otto Erich Hartlebens ausgezeichneter Übersetzung in Nr.2 dieser Zeitschrift erschienen ist. Diese Übersetzung ist eine meisterhafte. Im Französischen wirken die einfachen, alltäglichen Sätze Maeterlincks dadurch, daß sie Großes künden wie etwas Selbstverständliches. Einfache deutsche Wendungen mußten gefunden werden, die eine gleiche Wirkung tun. Das ist Hartleben gelungen.

Von der Bühne herab wird das Drama nur wirken, wenn es gelingt, die religiöse Stimmung, die von ihm ausströmt, zu erzeugen. Wenn ich meinen Wahrnehmungen trauen darf, so war dies am letzten Sonntag bis zu einem hohen Grade der Fall.

Otto Erich Hartleben hat mit hingebungsvollem Eifer sich der Einstudierung des Dramas gewidmet. Ich war auf fast allen Proben Zeuge der Mühe, die er sich gegeben hat, um eine würdige Aufführung herbeizuführen. Auch die Tätigkeit Gustav Rickelts, des Regisseurs des Residenz-Theaters, konnte ich beobachten. Mit feinem Verständnis ging er auf den Charakter des Stückes ein und suchte ihn in der Darstellung zur Geltung zu bringen.

Wenn ich von der Darstellung spreche, so muß ich vor allen Dingen Hans Pagays gedenken. Er spielte den blinden Großvater. Meiner Meinung nach hat er den sehenden Blinden mit der Feierlichkeit hingestellt, die diesem Charakter eigen ist. An wichtigen Stellen hat er den Ton getroffen, der hier mehr tun muß als der Laut des Wortes. An zweiter Stelle möchte ich Josephine Sorger nennen, Sie hat bereits in der ersten Vorstellung der Dramatischen Gesellschaft Interesse erregt. Die Lux in Felix Dörmanns «Ledigen Leuten» gab sie mit derjenigen Vollendung, die man nur bei Darstellern antrifft, von denen man sagt, daß sie «Bühnenblut» haben. Diesmal spielte sie die eine der Schwestern, die mit dem blinden Großvater um den Tisch herumsitzen, Ursula. Wenn ich das Talent der Josephine Sorger mit einem Worte bezeichnen soll, so scheint mir das Bezeichnendste zu sein: sympathisch. Es liegt viel Seele in ihrer Stimme. Und diese Seele wirkte bei ihrer Darstellung der Ursula in stimmungsvoller Weise. Den Vater und Onkel stellten Gustav Rickelt und Eugen Heiske dar. Sie gaben sich unendliche Mühe. Es ist aber nicht leicht, den Ton zu finden, in dem die alltäglichen Persönlichkeiten in dem stimmungsschweren Stücke sprechen müssen.

Die schwüle Stimmung, die in dem Stücke zum Ausdruck kommt, war herausgearbeitet, wie es mit den zu Gebote stehenden Mitteln nur möglich war. Man müßte einmal mit dem modernsten, vollendetsten 'Theaterapparat an die Sache herantreten. Die geheimnisvollen Schritte des heranschleichenden Todes, der näher und näher kommt, könnten dann wirken als Andeutung der tiefen Empfindungen, die der Mensch in den Feierstunden der Seele hat, in denen sie sich versenkt in das, was nie geworden ist und nie vergeht, in denen Zeit und Raum verschwinden und das Weben in dem Unvergänglichen beseligendes Dasein gewinnt.