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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Collected Essays on Drama 1889–1900
GA 29

Automated Translation

Magazin für Literatur 1899, Volume 68, 7

105. “The Good Friends” (Mon Enfant)

Comedy in three acts by A. Janvier de la Motte
Performance at the Lessing Theater, Berlin

For comedies of this kind, an audience is needed. It should not be said that this audience must renounce any kind of art, indeed anything that even remotely resembles art. For to speak of this would be to touch on the point that makes many of our theater directors blush like a tender maiden when the conversation turns to certain very natural things in life. After all, the directors must have full houses. And although it is said of art that it is a necessity of every humane existence, it must not be inferred from this that it is also a necessity of every theater director's existence. The box office also belongs among the necessary requisites of a theater. - Therefore, not a word about art! But then one would have to get something else instead of art. For example, it might be possible to have a conversation while watching a "comedy". "Die guten Freundinnen" also demands complete renunciation in this respect. What prompted them to be imported from the neighboring country is likely to remain one of the many unsolved mysteries of German theater policy.

The writer Latour is a fool. He writes plays that he gives to his "good friends" to correct. These women are silly geese, stars of "society" by the way. Nurturing and caring for the writerly fool, giving him their protection, makes their lives worth living. One of them in particular, a banker's wife, sees it as her duty to extend a protective hand over the beloved hero of the pen. Through her influence, he becomes a member of the academy. When his protégé marries a girl who has made works on the art of cooking her favorites in the field of literature, Latour's friend does not want to put an end to her care. Like a mother, she wants to continue caring for the poet. But the non-literary woman takes little pleasure in this. It seems to her that the only appropriate thing to do is to disgust the banker's wife and muse from the house. She energetically demands this of her husband. He has a favorable opportunity to do so. The banker's wife's husband - like most of the characters in this play a fool - has an illegitimate child. The father would like his wife to adopt this child. She would never do so if she knew it was her husband's. But what if she were persuaded that the beloved poet was the father? She succeeds. She takes the supposed offspring into her care instead of the father and leaves the muse's son to his wife, who reads the cookbooks.

This plot could be amusing if the people between whom it takes place weren't too ludicrous. Or, with more modest pretensions, it could also be amusing if the rich sauce of jokes in which the stuff is cooked offered the slightest cause for laughter. Our comedy writer obviously considers banality to be a necessary quality of a good joke. And he has a very poor opinion of theater audiences.

The actors made an honest effort to overcome the dangers that threatened them at every moment. They wanted to avoid the wagging style that the silly thing perhaps best tolerates, but they could not hold on to the comic tone because every word, every action leads away from it. Seeing Rosa Bertens and Jarno oscillating between two styles was the only amusing thing about the evening.

«DIE GUTEN FREUNDINNEN» (MON ENFANT)

Lustspiel in drei Akten von A. Janvier de la Motte
Aufführung im Lessing-Theater, Berlin

Für Lustspiele dieser Art gehört ein entsagungsvolles Publikum. Es soll nicht davon gesprochen werden, daß dies Publikum jeder Art von Kunst entsagen muß, ja allem, was auch nur im entferntesten an Kunst erinnert. Denn wollte man davon sprechen, müßte man den Punkt berühren, der vielen unserer Theaterdirektoren die Schamröte ins Gesicht treibt wie einer zarten Jungfrau, wenn das Gespräch auf gewisse sehr natürliche Dinge des Lebens kommt. Die Direktoren müssen doch schließlich volle Häuser haben. Und von der Kunst wird zwar behauptet, daß sie ein Bedürfnis jedes menschenwürdigen Daseins ist; aber daraus darf nicht gefolgert werden, daß sie auch ein Bedürfnis jedes theaterdirektorialen Daseins ist. Auch die Theaterkasse gehört unter die notwendigen Requisiten eines Schauspielhauses. — Deswegen, von Kunst kein Wort! Aber dann müßte man doch, statt der Kunst, irgend etwas anderes abkriegen. Es könnte zum Beispiel möglich sein, daß man sich beim Ansehen eines «Lustspiels» unterhält. «Die guten Freundinnen» fordern auch in dieser Hinsicht volle Entsagung. Was die Veranlassung dazu gewesen ist, sie aus dem Nachbarlande zu importieren, dürfte eines der vielen ungelösten Rätsel deutscher Theaterpolitik bleiben.

Der Schriftsteller Latour ist ein Trottel. Er schreibt Stücke, die er seinen «guten Freundinnen» zum Korrigieren gibt. Diese Frauen sind alberne Gänse, im übrigen Sterne der «Gesellschaft». Den schriftstellernden Trottel zu hegen und zu pflegen, ihm ihre Protektion angedeihen zu lassen, macht ihnen das Leben lebenswert. Namentlich die eine, eine Bankiersfrau, sieht ihre Bestimmung darin, die schützende Hand über den geliebten Helden der Feder zu breiten. Durch ihren Einfluß wird er Mitglied der Akademie. Als der Schützling ein Mädchen heiratet, das auf dem Gebiete der Literatur die Werke über die Kochkunst zu seinen Lieblingen gemacht hat, will die Freundin Latours ihrer Fürsorge durchaus nicht ein Ziel setzen. Wie eine Mutter will sie weiter für den Dichter sorgen. Der unliterarischen Frau macht das aber wenig Freude. Das einzig Angemessene scheint ihr, die Bankiersfrau und Muse aus dem Hause zu ekeln. Das verlangt sie ganz energisch von dem Gatten. Dem bietet sich dazu eine günstige Gelegenheit. Der Mann der Bankiersfrau — gleich den meisten Personen dieses Stückes ein Trottel — hat ein uneheliches Kind. Der Vater möchte gerne, daß seine Frau dieses Kind adoptiere. Sie würde es nie tun, wenn sie wüßte, daß es von dem Gatten stammt. Aber wie, wenn ihr eingeredet würde, der geliebte Dichter sei der Vater? Das gelingt. Sie nimmt den vermeintlichen Sprößling statt des Vaters in ihre Pflege und überläßt den Musensohn seiner Frau, welche die Kochbücher liest.

Diese Handlung könnte amüsant sein, wenn die Menschen, zwischen denen sie sich abspielt, nicht zu läppisch wären. Oder sie könnte, bei bescheideneren Ansprüchen, auch amüsant sein, wenn die reichliche Sauce von Witzen, in der das Zeug gekocht ist, den geringsten Anlaß zum Lachen böte. Unser Lustspieldichter hält offenbar die Banalität für eine notwendige Eigenschaft eines guten Witzes. Und vom Theaterpublikum hat er eine sehr schlechte Meinung.

Die Darsteller bemühten sich redlich, über die Gefahren, die ihnen in jedem Augenblicke drohten, hinwegzukommen. Sie wollten den Schwankstil, den das alberne Ding vielleicht am ehesten verträgt, vermeiden; konnten aber den Lustspielton doch nicht festhalten, weil jedes Wort, jeder Vorgang von ihm abführt. Rosa Bertens und Jarno so herumpendeln zu sehen zwischen zwei Stilen, war noch das einzige Amüsante dieses Abends.