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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Collected Essays on Drama 1889–1900
GA 29

Automated Translation

Das Magazin für Litertur 1898, Volume 67, 16

142. Guest Plays

When I traveled to Berlin a few years ago just to get to know the one and only acting phenomenon, Duse, I also visited an outstanding art historian. It was only natural that I asked this man for his opinion of the artist. But he had no such opinion. He hadn't been to any of the Berlin Duse performances and said: I don't want to see Duse because the old, insignificant plays in which she appears don't interest me at all. What a contrast this statement was to my own feelings. We Duse enthusiasts were completely indifferent to the roles in which the great Italian appeared. We didn't care about the artistic value of the plays in which Duse appeared, we were interested in getting to know the great style of the artist, regardless of whether she appeared in good or bad plays.

Later, however, I had to think a lot about what the witty art historian had said. And the guest performances that took place in Berlin this winter clearly showed me how right he was. This season, we had the opportunity to get to know the guest performances of R&jane, Mr. Zacconi, Tina di Lorenzo and an English troupe in Berlin. And it struck me, indeed I became certain, that truly great acting can only be judged by great roles. A good actor is not the one who achieves his greatest successes in bad plays, but the one who performs perfectly and satisfactorily in good ones.

Most touring companies of actors sin against this sentence. They usually choose the worst and most derivative plays in order to show off their art in a hurry. I was particularly aware of this in the case of Tina di Lorenzo: she and her troupe performed "Cyprienne", the "Hut Owner" and similar things for us. We got nothing out of these performances. You couldn't judge the art of the guest actors in these plays. How easy it was to judge when Zacconi played Oswald in the "Ghosts" or when the aforementioned English troupe performed "Macbeth" or "Hamlet". It cannot be emphasized enough that only truly important dramatic works of art should be chosen for guest performances of this kind. If it is important for the guest performers to show their art, then they must first appear in plays whose artistic value is beyond all doubt. If they violate this requirement, then even the most distinguished critics will have enormous difficulties. That is why the Berlin verdicts on Tina di Lorenzo were so vague, why they came to light with so many reservations. The choice of only important, artistically valuable plays is a matter of life for touring companies of actors.

GASTSPIELE

Als ich vor einigen Jahren nach Berlin reiste, nur um das einzige schauspielerische Phänomen, die Duse, kennenzulernen, da besuchte ich auch einen hervorragenden Kunsthistoriker. Es war nur natürlich, daß ich diesen Mann um seine Meinung über die Künstlerin befragte. Er hatte aber eine solche Meinung nicht. Denn er war in keiner der Berliner Duse-Aufführungen gewesen und sagte: ich will die Duse nicht sehen, denn die alten, unbedeutenden Stücke, in denen sie auftritt, interessieren mich gar nicht. In welchem Gegensatz stand diese Äußerung zu meinen eigenen Empfindungen. Uns Duse-Enthusiasten waren die Rollen ganz gleichgültig, in denen die große Italienerin auftrat. Wir kümmerten uns nicht um den künstlerischen Wert der Stücke, in denen die Duse auftrat, uns kam es darauf an, den großen Stil der Künstlerin kennenzulernen, gleichviel, ob sie in guten oder schlechten Stücken spielte.

Später mußte ich aber doch viel über den Ausspruch des geistreichen Kunsthistorikers nachdenken. Und die Gastspiele, die in diesem Winter in Berlin stattfanden, haben mir klar gezeigt, wie sehr er recht hatte. Man hatte Gelegenheit in dieser Saison, in Berlin die Gastspiele der R&jane, des Herrn Zacconi, der Tina di Lorenzo und das einer englischen Truppe kennenzulernen. Und dabei fiel mir auf, ja wurde mir zur Gewißheit, daß die wahrhaft bedeutende Schauspielkunst nur an bedeutenden Rollen beurteilt werden kann. Ein guter Schauspieler ist nicht derjenige, der in schlechten Stücken seine größten Erfolge erringt, sondern derjenige, der in guten vollendet und befriedigend spielt.

Gegen diesen Satz sündigen die meisten herumziehenden Schauspielertruppen. Sie wählen zumeist die schlechtesten und abgeleiertsten Stücke, um ihre Kunst in aller Eile zeigen zu können. Besonders in dem Falle der Tina di Lorenzo konnte ich das bemerken: «Cyprienne», den «Hüttenbesitzer» und ähnliche Dinge führte sie uns mit ihrer Truppe auf. Man hatte von diesen Vorstellungen rein nichts. Man konnte die Kunst der Gastspieler in diesen Stücken nicht beurteilen. Wie leicht kam man dagegen zu einem Urteile, als Zacconi den Oswald in den «Gespenstern» oder als die genannte englische Truppe den «Macbeth» oder «Hamlet» aufführte. Es kann nicht genug betont werden, daß zu Gastspielen dieser Art nur wahrhaft bedeutende dramatische Kunstwerke gewählt werden sollen. Wenn es den Gastspielern darauf ankommt, ihre Kunst zu zeigen, dann müssen sie in Stücken zuerst auftreten, deren künstlerischer Wert über alle Zweifel erhaben ist. Verletzen sie dieses Gebot, dann erwachsen auch der trefflicheren Kritik ungeheure Schwierigkeiten. Deshalb namentlich fielen die Berliner Urteile über die Tina di Lorenzo so unbestimmt aus, deshalb kamen sie mit so vielen Vorbehalten zutage. Eine Lebensfrage gastierender Schauspielertruppen ist die Wahl von nur bedeutenden, künstlerisch wertvollen Stücken.