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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Collected Essays on Drama 1889–1900
GA 29

Automated Translation

Das Magazin für Litertur 1897, Volume 66, 43

140. Gabrielle Rèjane

Guest performance at the Lessing Theater, Berlin

I was only able to see this great artist in a few roles due to urgent duties. But they were enough for me to get the impression that Gabrielle Réjane is an actress who has achieved what she can be through her personality to a degree that cannot be imagined higher. The actor's genius is given direction and limits to his art by his means. If genius is sufficient to make of itself, of the sum of its means, that which is incapable of increase, then it is a perfect artist. And Réjane is a perfect artist in this sense. It is inconceivable that Gilbere ("Frou-Frou") can be better portrayed if she is played by Réjane. Anyone who accepts the personal qualities of the actress as a given can only demand of her a Gilbere that he must call perfect. And this is what she plays. Her genius never falls short of her means. The emotions to which the artist can carry the audience away, I have seen best in her Helene Ardan in Donnay's latest play. This sensitive passion for love in its intimate truth, which must drive a warm breath through the spectator's whole body, is portrayed by Réjane in an unsurpassable manner. She is a strong personality with a perfect capacity for sensitivity; and she portrays the personality that is in her mind's eye in such a way that everything she does seems natural. With unparalleled ease she expresses what she has grasped of the person she embodies. And this lightness is the true characteristic of the art of the great style.

GABRIELLE RÉJANE

Gastspiel im Lessing-Theater, Berlin

Ich habe dringender Pflichten halber diese große Künstlerin nur in wenigen Rollen sehen können. Sie haben mir aber genügt, um den Eindruck zu bekommen, daß Gabrielle Réjane eine Darstellerin ist, die das, was sie durch ihre Persönlichkeit sein kann, in einem Grade erreicht hat, der nicht höher zu denken ist. Dem Genie des Schauspielers sind durch seine Mittel Richtung und Grenzen seiner Kunst gegeben. Wenn das Genie ausreicht, um aus sich, aus der Summe seiner Mittel dasjenige zu machen, was bei ihm einer Steigerung nicht fähig ist, dann ist er ein vollkommener Künstler. Und die Réjane ist eine vollkommene Künstlerin in diesem Sinne. Es ist undenkbar, daß Gilbere («Frou-Frou») besser dargestellt werden kann, wenn sie von der Réjane dargestellt wird. Wer die persönlichen Eigenschaften der Darstellerin als gegebene Voraussetzungen hinnimmt, kann von ihr nur eine Gilbere verlangen, die er vollkommen nennen muß. Und diese spielt sie. Ihr Genie bleibt nirgends hinter ihren Mitteln zurück. Zu welchen Gefühlen die Künstlerin den Zuschauer hinreißen kann, das habe ich am besten an ihrer Helene Ardan in Donnays neuestem Schauspiel gesehen. Diese sensitive Liebesleidenschaft in ihrer intimen Wahrheit, die dem Zuschauer einen warmen Hauch durch den ganzen Leib treiben muß, bringt die Réjane in unübertrefflicher Art zur Darstellung. Sie ist eine starke Persönlichkeit mit vollkommenem Anempfindungsvermögen; und sie bringt die Persönlichkeit, die ihrem Geiste vorschwebt, so zur Darstellung, daß alles selbstverständlich erscheint, was sie tut. Mit einer Leichtigkeit ohnegleichen bringt sie zum Ausdrucke, was sie von dem Menschen erfaßt hat, den sie verkörpert. Und diese Leichtigkeit ist das wahre Charakteristikum der Kunst des großen Stils.